Zuletzt aktualisiert am 19. Juli 2022

Immer wenn ich in Berchtesgaden zu Besuch bin habe ich ihn wie tausend Andere vor Augen, natürlich rede ich vom Watzmann. Also war es mal wieder an der Zeit dem alten Kumpel bei einem Trailrun zum Hocheck einen Besuch abzustatten.

Da bin ich wieder! In Berchtesgaden, genauer gesagt in der Schönau am Königssee. Die letzten Wochen waren sehr kräfteraubend vor allem für den Kopf. Was soll ich sagen ich war platt. Trotzdem ist es gerade jetzt in der Corona Zeit keine Selbstverständlichkeit das „die“ Frau zu mir sagt „Mach dich ab, ich regel das hier schon“. Gesagt getan. Keine 20 Stunden später war ich auf der Autobahn. Das verlängerte Wochenende stand wenn man dem Wetterbericht glauben schenken sollte unter keinem guten Stern. Egal ich wollte das Beste daraus machen und schauen was sich ausgeht.

Und was soll ich sagen es ging sich einiges aus. Erst sollte es gediegen zum Purtschellerhaus gehen, direkt im Anschluss habe ich mir den Kehlstein gegönnt und dort oben überlegt wo es am nächsten Tag noch hingehen soll. Die Kleine Reibn wäre was feines aber da drüben auf dem Hocheck war ich auch schon länger nicht mehr. Ich ließ das Kehlsteinhaus hinter mir und flitzte hinab zum Parkplatz. Schlauer was ich nun am morgigen Freitag anfangen soll war ich trotzdem noch nicht. Der darauffolgende Morgen und ein Nutellabrot halfen bei der Entscheidung. Ich laufe auf den Watzmann. Ein Trailrun zum Hocheck soll es werden.

Mit flinken Beinen von Hammerstiehl über Kühroint zum Hocheck

Mit vollem Bauch steige ich aus dem Auto am Parkplatz Hammerstiel. Durch Corona ist hier für ein verlängertes Wochenende so gut wie nix los. Die Wenigsten werden zudem wohl das gleiche Ziel wie ich haben denke ich mir, drücke den Startknopf meiner GARMIN und laufe los.

Mit Smartphone am Ohr zum Grünstein

Hammerstiel – Grünsteinhütte (2,2 km, Aufstieg 407 hm)

Hinauf zum Grünstein klingel ich noch kurz bei den drei daheim gebliebenen durch und checke die Lage. Dabei überhole ich auf meinem Weg nach oben über den Alpenvereinsweg 455 (der übrigens auch Teil des SalzAlpenSteig ist) einige Familien im steilen Aufstieg. Das sie hier hochkraxeln kann ich sehr gut verstehen, denn der Weg auf den Grünstein ist für die kleinen Nachwuchsbergsteiger eine abenteuerliche Tour.

Den grandiosen Ausblick vom Gipfel des Grünsteins sollte zudem jeder, der das Berchtesgadener-Land besucht einmal gesehen haben. Mit der Grünsteinhütte gibt es obendrein einen tollen Zwischenstopp mit lokalen Leckereien die mir jetzt beim Abzweig zum Kührointhaus entgegen duften.

Ausrüstung Trailrun Watzmann Hocheck

Dem herrlichen Duft entkommen

Grünsteinhütte – Kühroint (3,3 km, Aufsteig 166 hm)

Also heute ist dann nix mit einer kurzen Rast, ich habe ja schließlich noch ein gutes Stück vor mir. Nächstes Zwischenziel Kührointhaus. Der schmale Steig durch den Wald führt mich jetzt über wurzeliges Gelände und was soll ich sagen er ist ein Traum für jeden Trailrunner. Erst steigt der Weg ziemlich an. Hier passiere ich einige Bergsteiger die richtig große Rucksäcke aufgeschultert haben. Ich wundere mich etwas, da zu diesem Zeitpunkt die Hütten wegen Corona ihre Räumlichkeiten zum Übernachten noch geschlossen haben. Lediglich die Terrassen dürfen öffnen um die Gäste zu bewirten. Tja und weil wir uns hier im Nationalpark bewegen ist das Biwakieren im freien auch nicht erlaubt. Ob Sie vielleicht in der Schutzhütte am Hocheck Quartier beziehen wollen? Ich weiß es nicht, und belasse es dabei nicht mehr groß drüber nachzudenken.

Der Weg wird etwas flacher, bleibt aber technisch anspruchsvoll. Hin und wieder erhasche ich hier sogar einen Blick hinab zum Königssee. Es wird wieder steiler und da springt mir ein extrem flinker Trailrunner entgegen. Wir grüßen uns und verschwinden für den jeweils anderen hinter einer Biegung. Ob ich später auch noch so flott unterwegs bin? Ich werde es merken. Jetzt laufe ich allerdings erst mal auf dem breiten Forstweg die letzten verbleibenden Meter zum Kührointhaus. Auch hier macht sich der Trend E-Bike stark bemerkbar. Die Terrasse ist voll von Menschen und der Zaun um die Hütte ist zu geparkt von größtenteils akkubetriebenen Zweirädern.

zum Watzmannhaus doch langsamer als eigentlich gedacht

Kühroint – Watzmannhaus (3,5 km, Aufstieg 442 hm)

Ich möchte keine Zeit verlieren und gehe fix an der Hütte vorbei. Kurz darauf gönne ich mir meinen ersten Riegel und trinke eine von meinen Flaschen leer. Die saftig grünen Almwiesen lasse ich zurück und stolpere dem Watzmannkar entgegen.

Ab hier beginnt der Falzsteig. Ein Abschnitt der Trailrunner-Herzen höher schlagen lässt. Das wurzelige, teilweise verblockte Gelände ist ein herrlicher Spielplatz. Hin und wieder bleibe ich stehen und schieße ein paar Bilder, fülle meine Flasche an einem kleinen Rinnsal auf und ziehe weiter. Im teilweise mit Stahlseilen versicherten Aufstieg in Richtung Falzalm muß ich etwas warten um die herabsteigenden Wanderer passieren zu lassen. Dann bin ich durch und stehe auf dem Pfad kurz oberhalb der Alm, der mich jetzt zum Watzmannhaus bringen wird.

Mit schweren Beinen rauf zum Hocheck

Watzmannhaus -Watzmann Hocheck (2,3 km, Aufstieg 721 hm)

Da bin ich also wieder am Watzmannhaus. Außer mir sind nur vier weitere Bergsteiger in unmittelbarer Nähe. Was sie sagen kann ich nicht hören. Der Wind peitscht über uns hinweg. Wir nicken uns zur Begrüßung zu. Ich lasse mich auf die Wiese dieses schönen Hochplateaus fallen lockere die Beine, genieße die Aussicht und genehmige mir einen Riegel. So langsam merke ich das die beiden Touren von gestern doch ihre Spuren hinterlassen haben.

Glücklicherweise merke ich davon auf den ersten Metern dem Pfad folgend nix. Ein toller abwechslungsreicher Aufstieg mit noch einigen Altschneeresten fordern die ganze Aufmerksamkeit. Beobachtet werde ich von einer Gams die sich beim näher kommen elegant aus dem Staub macht. Das Gipfelkreuz kommt näher ich genieße es hier oben. Keine Menschenseele ist zu sehen. Ich bin allein, es ist so schön. Diese Ruhe einfach nur genießen, dabei einen Schritt vor den anderen setzen, die Umgebung ganz tief aufsaugen und dann? Dann stehe ich am Gipfel.

Hoch oben über dem Berchtesgadener Land

Gipfelglück auf ganzer Linie. Ich bin nicht alleine! Es haben sich also doch noch ein paar Gleichgesinnte hier hoch verirrt. Fantastisch ist es hier, die Wolken hängen zwar tief aber der Ausblick ist trotzdem genial.Ich bleibe vielleicht 10 Minuten und entschließe mich bei einem Blick auf die Uhr abzusteigen.  

Der lange Abstieg zurück ins Tal

Watzmann Hocheck – Parkplatz Hammerstiel (10,1 km, Abstieg 1880 hm)

Über die Schneefelder gehe ich jetzt langsamer, irgendwie sagen es mir die Knochen. Auf felsigem Untergrund geht’s dann schnurstracks zurück zum Watzmannhaus. Ein entgegenkommender Trailrunner fragt mich nach den Bedingungen oben am Berg. Nach einem kurzen Plausch laufe ich weiter. Jetzt geht alles sehr schnell. Die kurvigen Pfade nehme ich spielerisch und bahne mir den Weg nach unten.

Almenhopping

Die Falzalm ist kurz darauf in Sicht es geht weiter in den Wald hinein. An der Mitterkaseralm komme ich kurz ins Stocken ob ich denn hier schon irgendwo wieder Richtung Hammerstiel abzweigen soll. Ist aber nicht so also nehme ich wieder Fahrt auf und biege an der Stubenalm rechts auf meinen AV-Weg 441 zurück zum Parkplatz ab.

Die letzten 2 Kilometer ziehen sich wie Kaugummi ich sehne mich bereits nach einer kühlen Halben, laufe an der Familie die ich vor gut 5 Stunden am Grünstein getroffen habe vorbei. Höre noch die Kinder sagen „da ist der Mann von heute morgen“! Im gleichen Moment bin ich auch schon um die nächste Ecke verschwunden und tatsächlich zurück, zurück am Parkplatz zurück vom Watzmann. Überglücklich und kaputt.

Was bleibt? Ein grandioser Tag, tolle Momente, ein schmerzender Fuß und die Gewissheit das eine Halbe nach so einem Lauf tatsächlich noch einen Tick besser schmecken kann.

Strecke

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Distanz: 22,4 km mit 1880 Höhenmeter
Start / Ziel: Parkplatz Hammerstiel
Schwierigkeit: Man bewegt sich in hochalpinen Gelände. Trittsicherheit und eine gute Kondition sollten schon vorhanden sein wenn man einen Trailrun aufs Watzmann Hocheck plant.
Andere Varianten: Gibt es reichlich. Der Klassiker ist mit Sicherheit der Aufstieg von der Wimbachbrücke.

Nützliche Links für euren Besuch in Berchtesgaden oder gar am Watzmann Hocheck


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... liebt die Berge. Am liebsten verbringt er Zeit beim Wandern, Bergsteigen oder auf zwei Brettern im Schnee. Im heimischen Taunus auch gerne mit dem MTB und beim Trailrun unterwegs.

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