Zuletzt aktualisiert am 25. Juli 2023
[Anzeige/Bezahlter Artikel: Ich erhielt eine Aufwandsentschädigung für den SympatexHackathon.]
Die Funktionsjacke 4.0, wie sollte so eine Jacke aussehen? Klar erstmal dachte ich an Technik die man reinpacken könnte. Also vielleicht was mit Solar, für Musikbegeisterte Kopfhörer in der Kapuze. Dann doch eher funktional, natürlich leicht und ohne großen Schnickschnack. Oh ja für die Umwelt muß ja auch was getan werden. Schwierig schwierig. Dann kamen die ersten Infos per Mail und die Gewissheit „Yes, ich bin dabei beim Sympatex Hackathon“
Sympatex Hackathon? Was soll das denn sein?
Sympatex ist natürlich wie ihr wisst der Membranhersteller aus Deutschland. Hackathon hingegen ist da schon nicht so geläufig und eher im Bereich der Softwareentwicklung anzutreffen. Die Wortzusammensetzung Hack und Marathon ergibt dann letztendlich den Hackathon. Dieser hier wurde nun ins Leben gerufen um mit Spezialisten der Outdoorbranche die zu 100% nachhaltige Hardshell, die Funktionsjacke 4.0 zu kreieren. Also einfach eine weitere schöne Outdoorjacke herstellen? Nein das ist nicht der Grund. Hier wird eine Jacke hergestellt die natürlich vor Wind und Wetter schützt und (das ist mit Abstand der wichtigste Punkt) im Herstellungsprozess, sowie beim Tragen absolut keine Belastung für die Umwelt darstellt.
Jetzt geht’s los
Die Spannung steigt! Die Uhr zeigt bereits kurz vor Neun. David aka Wanderwütig und ich trinken den letzten Schluck Kaffee, packen unsere Sachen und verlassen das Hotel.
Ab ins Auto und los zum Treffpunkt an der Karwendelbahn, man will ja schließlich nicht als Letzter ankommen. Auf dem Weg dorthin lesen wir noch fix Bianca von Lebedraußen auf. Als Blogger und SocialMedia Addict extrem vertieft in ihr Smartphone, nimmt Sie uns zuerst gar nicht wahr. Wir biegen um die Ecke und sehen einen vollgestopften Parkplatz.
Gleich vier Bergführer nebst jeder Menge Ausrüstung, einige bekannte und ebenso fremde Gesichter sind auszumachen. Nun geht’s also los. Ich stehe neben der, wie nannte es Thomas von mehr berge so schön (mit einem Augenzwinkern), Hautevolee der Outdoorblogger. Die Nervosität schwindet mit jedem Händedruck und am Ende der Begrüßungsrunde bin ich auch schon mittendrin im Geschehen. Moment mal wer hat mir denn eben noch die Hand geschüttelt? Das war doch, genau David Bacci der Extrembergsteiger aus Italien. Wow!
Aufstieg zur Mittenwalder Hütte
Am Ende des Steigs treffen wir auch wieder auf den Teil der Gruppe die über den Normalweg hochgewandert ist. Unter den wachsamen Augen von Erika oder Ulligunde und ihrem neuen Spielzeug (liebevoll Drohni die Drohne genannt), packen wir unsere Ausrüstung zusammen und machen uns auf den restlichen Weg zu unserem Tagesziel der Mittenwalder Hütte.
Lasset die Workshops beginnen
Wir sind die erste Generation, die umfassend über die Folgen von Umweltverschmutzung sowie Klimawandel informiert ist und wir müssen daher aktiv werden
Jeder darf ein paar Takte zu seinem Sitznachbar zum Besten geben. Über den Einen wird mehr und über den Anderen weniger (gell Gerald 😉 ) berichtet. Kurz drauf entbrennen die ersten heißen Gespräche, es geht um Wünsche die wir an die Funktionen sowie Performance der Jacke stellen!
Technik in der Jacke ist schlecht für das spätere Recycling, also Solar oder integrierte Kopfhörer fallen von vorneherein raus. Wir beraten uns und schreiben alles auf den bald sehr lieb gewonnen Flipchartpapieren auf.
Weiter geht es nun um die Nachhaltigkeit und das Umweltbewusstsein, denn unsere Jacke soll der Umwelt nicht zur Last fallen. Aktuelle Beispiele sollen her! Die Köpfe fangen an zu rauchen. Wir gehen raus, mit dem Bergpanorama auf Mittenwald und dem Wettersteingebirge vor der Nase läßt es sich doch viel besser nachdenken.
Wir fachsimpeln über Öko-Strom, die Autoindustrie und Lebensmittelhersteller die der Marke Bio ein attraktives Image verpasst haben.
Die Zeit läuft es geht weiter mit dem Design. Unser Produktdesigner Joe zeichnet fix eine Jacke auf Papier und wir machen uns an den Feinheiten der Funktionsjacke 4.0 zu schaffen. Kapuze, Taschen, Reißverschlüsse und die perfekte Länge der Jacke. Erfahrungswerte aus den unterschiedlichsten Outdoorbereichen fließen ein. Im nu ist unser Arbeitsblatt voll und mit der Vorstellung unserer Designvorschlägen endet auch der erste Tag des Workshops.
Warum überhaupt Umweltfreundlich und Nachhaltig produzieren?
Ach ich will an dieser Stelle gar nicht viel erzählen. Video ansehen und verstehen worum es geht.
Ein paar Eckdaten zur klimaneutralen Funktionsjacke
Die Materialbasis für die Sympatex Membran ist ein 100% recyceltes Laminat und ist, wie auch die Textilien, vollkommen klimaneutral hergestellt.
- 27 PET Flaschen werden für die Herstellung benötigt
- kompakt hydrophile (Wasser anziehende Teilchen) Membran
- 100% wasserdicht und winddicht
- optimal atmungsaktiv
- weltweit dünnste Membran (ab 5 µm)
- bis zu 300% dehnfähig – hoher Tragekomfort
- zu 100% recycelbar
- PTFE-frei und PFC-frei
- erste wasserabweisende Ausrüstung ohne Fluorcarbone
Vergleicht man die Herstellung von 1 kg der verwendeten recycelten Polyester-Fasern mit 1 kg erdölbasierten Polyester-Fasern ist die Ökobilanz hervorragend: 32% CO2 Reduktion, 60% Energieeinsparung und 94% weniger Wasserverbrauch. Hier werden anstelle von 60 Litern nur etwa 3 Liter der knappen Ressource verbraucht.
Mit der Unterstützung von climatepartner werden die anfallenden CO2-Emissionen bei Sympatex genau erfasst und durch nachhaltige Projekte im Klima.- und Umweltschutz wie z.B. durch Wiederaufforstungsprojekte ausgeglichen.
Abschließender Workshop oder kreatives Speeddating
Der Letzte Workshop steht an. Diesmal gibt es drei Gruppen mit den Kernthemen die wir zuvor behandelt haben. Jetzt geht es also an den finalen Schliff für unsere klimaneutrale Funktionsjacke 4.0.
Funktion & Performance
Man merkt direkt das wir mitten im Thema stecken, schlagen Anna und Alex von Sympatex einige coole Features vor. Da die Meinungen für die Funktionen auch hier wieder breit gefächert sind, geht Alex nochmal auf das Thema modulare Jacke ein. Hier haben wir das Beispiel Automobilindustrie herangezogen. Heißt also zu einer Grundkonfiguration der Jacke kann ich weitere Funktionen dazu konfigurieren.
Ich finde es klasse das ich mir beim Bestellen der Jacke alles was ich gerne hätte in einer Art Konfigurator oder vordefiniertem Outdoortypen-Profil zusammenstellen kann. So wird der sportlich ambitionierte Bergsteiger, vom Trailrunner, über den BikeToWork Fahrer, bis hin zum normalen Wanderer das finden was er für seine Aktivität benötigt.
Die Länge der Jacke wollen wir durch ein zusätzliches System zur Verlängerung beispielsweise wie mit einem Schneefang variable gestalten. Mal schauen ob es auch so tatsächlich umgesetzt werden kann.
Aber wie schon gesagt Modular, wie cool ist das denn!?
Design
Tischwechsel! Wir rücken eins weiter und sitzen bei Joe, der auf seinem Blatt vor sich schon etliche Punkte notiert hat. Die Finalisierung der Kapuze steht an und wir entscheiden uns für die Variante einen Helm drunter zu ziehen. Wo bringen wir die Taschen an, wie viele sind nötig? Auch hier ist die finale Entscheidung von reger Diskussion geprägt. Bei den Reißverschlüssen plädiert Basti (Beuteltier) unser Fachmann aus dem prähistorischem Tier-Store, ganz klar für einen groben Reißverschluss.
Apropos Reißverschlüsse! Ich hätte ja nie gedacht das man sich sooo lange nur mit Reißverschlüssen beschäftigen kann aber in kürzester Zeit haben wir eine ganze Batterie voller Ideen wie unsere Jacke letztendlich aussehen soll.
- helmtaugliche Kapuze
- smartphonetaugliche Brusttasche (Schwitzwasser vermeiden)
- Unterarmbelüftung neu anordnen – leicht erreichbar machen
- Ärmellänge variable
- Hüftgurt.- Klettergurttaugliche Jackentaschen
uvm.
Nachhaltigkeit
Dritter und letzter Tisch! Nicole hat zusammen mit den vorherigen Gruppen schon klasse Arbeit geleistet, dass macht es uns nicht gerade leicht. Dennoch prasseln die Vorschläge vor allem von unserem Bergführer Wolfgang auf Nicole nieder. Es wird fleißig notiert und auch hier wird das Blatt zum Ende hin richtig voll.
- Transparenz ist uns ein sehr großes Anliegen. Mit einer eindeutigen ID soll die Möglichkeit geschaffen werden den Produktionszyklus der Jacke auf der Website www.closingtheloop.de genau nachzuvollziehen.
- Wir wollen weg von unnötiger Verpackung oder Schildern an der Jacke. Alles was man wissen muß soll in die Jacke gedruckt werden.
- Für viele ist ja auch das Waschen von Funktionsjacken eine Wissenschaft für sich, hier könnte es ein kleines Gimmick geben um zumindest den ersten Waschgang ordnungsgemäß und mit umweltschonenden Produkten durchführen zu können.
Recycling
Wenn es denn irgendwann nach ausgiebigen Wanderungen, Berg.- und Klettertouren oder sei es nur beim Brötchen holen im Winter doch dazu kommen sollte, dass die Jacke ihren Dienst getan hat und entsorgt werden muss. Dann soll das am Besten unkompliziert über einen professionellen Recycler geschehen. Wie man die Jacke möglichst einfach dorthin bekommt ist ein schwieriger Punkt. Die Köpfe rauchen ein letztes mal. Mir fällt noch etwas ein.
- Warum nicht den Recycleprozess von PET-Flaschen irgendwie verwenden. Heißt Jacke auf die Innenseite drehen und ab damit in den Automat für die Flaschenrückgabe.
Umsetzbar? Vermutlich nicht aber man darf ja auch mal etwas träumen dürfen.
Rüdiger Fox bittet noch ein letztes Mal um Gehör. Wir sind durch, der letzte Teil des Workshops verging wie im Flug. Die abschließende Präsentation unserer drei finalen Plakate findet draußen vor der Hütte statt. Wir sind mit den Ergebnissen mehr als zufrieden.
Naturschauspiel im Abstieg
Tja so schnell gehen dann knapp zwei Tage rum. Ich schnappe mir die Kamera noch fix vor dem Mittagessen knipse zum Abschluss ein paar Bilder und sitze kurz drauf wieder am Tisch mit den anderen um das Mittagessen zu empfangen. Die Suppen gehen weg wie nix, Rucksäcke werden zurecht gepackt und da steht auch schon der Abstieg an.
Allerdings kein gewöhnlicher, denn die zwei Naturguides von LASI haben noch eine ganz besondere Exkursion im Karwendel mit uns vor. Rund ums Mittenwalder Haus und während des gesamten Abstiegs bekommen wir sehr deutlich aufgezeigt das Nachhaltigkeit nicht nur schadstofffreie Kleidung bedeutet.
Nachhaltigkeit beginnt vor der Haustür.
Schluß aus Feierabend!
Unten angekommen geht Sie los, die große Verabschiedungsrunde auf dem Parkplatz. Kontaktdaten werden getauscht, die ersten flitzen Richtung Zug, ich verabschiede mich auch in der Runde.
David begleitet mich wieder ein ganzes Stück auf der Heimfahrt. Die Erfahrungen der letzten Tage lassen uns so schnell nicht los, wir plaudern weiter bis ich auch Ihn schließlich in Karlsruhe absetze.
Nun bin ich alleine im Auto sortiere meine Gedanken, lasse das Erlebte noch einmal Revue passieren und erwische mich dabei wie ich mit einem breiten Grinsen und guten Gefühl durch die Nacht nach Hause fahre.
Wenn du es tatsächlich bis hierher ausgehalten hast, hast du es natürlich verdient dir nun die erste klimaneutrale Funktionsjacke 4.0 genau anzuschauen. Die Jacke wird ganz offiziell auf der OutDoor Messe in Friedrichshafen am 18.06.2017 präsentiert. Viel Spaß dabei!
Join us – let’s close the Textile Loop together!
Anmerkung: Sympatex und das Outdoor-Blogger-Network haben mich zum SympatexHackathon eingeladen. Vielen Dank dafür! – Trotz der Einladung spiegelt der Text meine eigene Meinung wieder und die ist nicht beeinflussbar.
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