Zuletzt aktualisiert am 12. November 2024
Stadt unten, Stadt oben, Kiesstrand, riesige Eiskugeln und Fleisch! Viel Fleisch. Doch wer sich abseits der Touri-Magnete bewegt, weiß sofort, warum die Trailrunningcommunity direkt zu Beginn der Saison nicht nur wegen der UTMB-Steine zum Trailrunning in Istrien unterwegs ist.
Kroatien, soll es diesmal sein. Ein Land das im Hochsommer nicht unbedingt mit Temperaturen von über 30 Grad Celsius geizt, ganz im Gegenteil. Also in dieses ach so heiße Land soll es tatsächlich gehen? Auf den ersten Blick für mich nicht wirklich vorstellbar. Dieser brütenden Hitze kann ich doch so gar nichts abgewinnen. Dann noch eine elend lange Autofahrt von der Mitte Deutschlands aus bis hinunter an die Adria. Gebucht ist nun mal gebucht und die Ferienwohnung sieht echt gut aus.
So in etwas waren meine ersten Gedanken als unser Urlaubsziel Kroatien immer konkreter wurde.
Angekommen
Ach, wie schön, diese herrlich bergige Landschaft, durch die wir eben noch gefahren sind. Zugegeben, es war wirklich ein brutaler Ritt. Die Regenfälle der letzten Tage hatten in Slowenien rund um Ljubljana eine totale Verwüstung hinterlassen. Glücklicherweise hatten wir ja noch einen Zwischenstopp im schönen Berchtesgaden eingelegt, den wir dann ungewollt um eine Nacht im Hotel Mama verlängern konnten.
Was eine Aussicht
Egal, jetzt stehen wir auf der riesigen Terrasse unserer Ferienwohnung und staunen über das wundervolle Panorama. Es wird uns auch die nächsten vierzehn Tage nicht langweilig hier oben. Mit dem Blick auf das glitzernde Meer und hinüber auf die Insel Cres gibt es mit Sicherheit auch schlechtere Unterkünfte.
Weit weg vom Trubel
Da wir gut eine viertel Stunde von der Hauptstraße entfernt sind, die hinunter zum Küstenörtchen Rabac und hinauf in die malerische Stadt Labin führt, kann man durchaus das Wort ‚abgeschieden‘ verwenden. Toll, so mitten im Nirgendwo zu sein. Die Hotelbunker mit ihren Buffets und Animationen sind zum Glück weit, weit weg. Wir genießen die Einsamkeit und hören hier oben wirklich nichts, außer ein paar Geräuschfetzen von den Nachbarn etwas weiter unten. Auf der Fahrt zu unserem Domizil sind mir bereits einige Wegweiser ins Auge gesprungen, die ich auf der Karte ausgiebig unter die Lupe nehme. Ein Traum für Wanderer und Mountainbiker erstreckt sich hier oben abseits der Städte.
Mit so einer flächendeckenden Beschilderung hätte ich so nicht gerechnet. Dieses schier endlose Geflecht an Wegen vom Meer hinauf auf die Hügel ist ein Paradies für Trailrunner. Nicht umsonst trifft sich hier Anfang April die Trailrunningcommunity zum ISTRIA 100 by UTMB. Und wie es der Zufall so will, verläuft die Strecke fast an unserer Haustür vorbei. Also, wenn das kein Zeichen ist, weiß ich ja auch nicht mehr.
Oben cool bleiben, wenn unten alle brutzeln
Doch bevor die nigelnagelneuen LOWA CITUX zu meinem allerersten Trailrun in Istrien ausgeführt werden können, wird das Inland erkundet. Außerdem ist es größtenteils so heiß, dass eigentlich nur morgens oder abends an Laufen zu denken ist, während man sich tagsüber lieber im Meer zum Schnorcheln aufhält und sich dabei mit einem leckeren Eis in der Hand zusätzliche Abkühlung verschafft. Zum Glück weht hier oben am Hang ein kühles Lüftchen, ansonsten wäre es für mich, der es gerne um die 20 Grad hat, auch schwer zu ertragen.
Heiße Trails in Istrien wohin man auch sieht
Ich kann gut verstehen, warum sich die Trailrunninggemeinde neben immer mehr Profis in Labin, Buzet, Motovun und Groznjan an den Start stellt. Denn hier ist es einfach verdammt schön. Die Landschaft mit ihren Pinien- und Zedernwäldern, die direkt ans Meer grenzen, hat einen ganz eigenen Flair. Und spätestens wenn der erste Stollen des Trailrunningschuhs in der Terra Rossa, der für Istrien typischen rot-braunen Erde, einen Abdruck hinterlassen hat, ist man im Trailrunningparadies angekommen.
Trailrunning direkt am Meer
Die ersten Meter lege ich bei meinem langen Lauf auf bröckeligen Asphalt zurück, biege glücklicherweise nach gut fünf Minuten rechts in den Trail des heutigen Tages ein. Zu Beginn geht es noch etwas verhalten durch dichtes Gestrüpp aber das was unter den Füßen ist fühlt sich klasse an. Den letzten Strauch passiert öffnet sich dieser atemberaubende Blick nach unten auf das vor mir liegende glitzernde Meer. Die Beine fühlen sich gut an und lassen es im Downhill richtig krachen. In weiten Serpentinen schlängelt es sich so allmählich bergab. Links und rechts tauchen immer wieder alte Häuschen auf, mit ihren für Süd-Europa charackterristischen Mauern aus Stein drumherum. Wie ein junges Reh, ok wohl doch eher mittleren Alters, tänzle ich den wunderbar flowigen Trail entlang.
Die Sonne hat obwohl es noch früh am Morgen ist ordentlich Power. Man merkt von Minute zu Minute und Höhenmeter um Höhenmeter die aufsteigende Hitze. Gut, trödeln ist heute besser nicht angesagt. Weiter geht’s. Ab und an flitzen Eidechsen von ihren warmen Steinen, riesige Heuschrecken springen vor mir her dann bin ich unten. Bisher habe ich noch keine Menschenseele getroffen das ändert sich beim Lauf direkt an den Klippen. Die ersten Boote kommen angetuckert um an den entlegenen Buchten anzulegen. Ich mache kurz Halt und genieße den grandiosen Blick.
Weiter geht’s an der Küste entlang, die Strandpromenade in Rabac streife ich nur kurz. Ach so ein Eis wäre jetzt was, aber ich drehe wieder ab aus dem Gewusel des Küstenstädtchens und laufe den nächsten Trail hinauf.
Jetzt wirds knackig.
Schinderei von eins bis drei
Über einen mit großen Gesteinsbrocken gesäumten Pfad schiebe ich mich langsam nach oben. Die Schlieren im Boden sind ein Überbleibsel der starken letzten Regenfälle. Ich passiere die Stelle und merke dabei das ich auf dem Mountainbiketrail gelandet bin. Mit wachsamen Augen und Ohren laufe ich weiter. Die Hitze ist für mich bereits jetzt schon arg grenzwertig aber gut, irgendwie muss ich ja wieder zurück. Im Gegensatz zum Downhill fühlt sich jetzt alles brutal schwer an, die Leichtigkeit ist komplett verschwunden. Ich quäle mich und mein Knie tut dabei auch wieder ziemlich weh. Die nach wie vor spektakuläre Aussicht mindert die Strapazen ein wenig. Ein paar Ziegen, beäugen mich misstrauisch aus ihrem schattigen Plätzchen. Ich kann es Ihnen bei meinem jämmerlichen Anblick auch nicht verübeln.
Allmählich tauchen ganz langsam auch die Häuser aus unserer Nachbarschaft auf. Ich habe noch eine fiese Haarnadelkurve vor mir. In besagter Kurve schiebt eine Frau, Sie mag um die 70 sein, Ihr altes Rad den Weg hinauf. Sie lächelt, schmeißt mir ein paar Brocken kroatisch entgegen ich lächel zurück und weiß, dass Sie es bestimmt nicht einfacher hatte als ich hier hinauf zu kommen.
Ausklang
Nach diesem Lauf findet mein sportliches Glück unter der Außendusche ein wohlverdientes Ende. Anschließend heißt das Motto für uns: Entspannen mit einem Buch auf der Terrasse und Quatsch machen mit den Mädels. Dass wir am Abend spontan wie Fürsten im Restaurant verköstigt wurden und eine tolle Zeit hatten, rundet diesen herrlichen Tag einfach im ganzen ab. Ach was sage ich beschreibt den Urlaub hier in Istrien ganz gut.
Wir hatten eine wundervolle Zeit, konnten super von den Alltagsgeschichten abschalten und weil mir ja nicht nur die Trails so gut gefallen haben sondern uns auch das Meer, die Landschaft und die furchtbar netten Leute kommen wir im nächsten Sommer einfach wieder und da wird bestimmt auch ein weiterer Trailrun in Istrien stattfinden, da bin ich mir schon verdammt sicher.
Nützliche Links fürs Trailrunning in Istrien
- Unterkunft bei Ines Papert und Luka Lindič
- Infos zu Rabac und Labin vom Tourismusverband
- Infos zu Istrien
Hier gibt es alles nochmal als kuzes Video
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