Zuletzt aktualisiert am 1. März 2023

[enthält Werbung] Braungebrannt stehen die beiden Huberbuam vor dem El Capitan. Dramatische Musik untermalt eine eh schon atemraubende Szene. Freunde und die Brüder Thomas neben Alexander, berichten fasziniert von ihren Abenteuern. Zwei Stunden später gehen die hellen Strahler an. Die Zuschauer sind geflasht, verlassen mit einer Sehnsucht nach Freiheit, Abenteuer und Berg das Kino. So kennen vermutlich die meisten von uns die Huberbuam. Der Ältere, Thomas Huber hat nun sein wildes Leben in einer Autobiografie veröffentlicht und in der geht es nicht immer nur steil nach oben.


[Werbehinweis: Vielen Dank an den Piper Verlag, die mir das Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt haben, was das Fazit natürlich nicht beeinflusst hat.]


Bevor ich euch jetzt etwas über Thomas Hubers Buch „in den Bergen ist Freiheit – Ein wildes Leben“ erzählen kann, muss ich mich kurz Outen. Ich glaube es ist jetzt gut 20 Jahre her als ich gebannt auf die Bühne gestarrt habe und bin dabei sofort zum Fan aufgestiegen. Bücher, DVD’s und ja der Kinofilm alles habe ich im Laufe der Zeit mitgenommen und hüte es wie einen Schatz. Ihr seht ich könnte etwas voreingenommen sein, wenn ich euch jetzt über das Buch berichte, aber ich versuche es einigermaßen neutral zu gestalten.

Um was geht es im Buch

Ich könnte es mir jetzt einfach machen und sagen das In den Bergen ist Freiheit – Ein wildes Leben einfach ein Bergsteigerbuch ist. Klar ist es das auch aber eben nur zum Teil. Denn die Aufteilung in zwei Titel nämlich „in den Bergen ist Freiheit“ und in „Ein wildes Leben“ könnte nicht besser passen.

Thomas Huber nimmt uns Leser mit in seine Welt. Diesmal allerdings nicht nur auf Berge, die Ihm so viel bedeuten, Er zeigt auch tiefe Einblicke in seine Gefühlswelt und Privatleben.

Mit Rock ’n‘ Roll durchs wilde Leben

Schon als kleiner Huber wird Thomas genau wie sein Bruder Alexander von den Eltern mit in die Berge genommen. Ein Weg in die Vertikale ist somit geebnet. Der Autor berichtet von Bergfahrten im Kreise der Familie und den ersten Klettertouren mit dem Vater. Ein Feuer ist entfacht und wird dank einschneidender Begegnungen mit lokalen Klettergrößen immer intensiver. Der Junge Thomas fokussiert sich dabei nicht nur auf die filigranen Kletterbewegungen, auch die Musik hat es ihm dabei sehr angetan. Außerdem passen die rockigen Sounds von The Who, Kansas und co. wie die Faust aufs Auge zur Klettergemeinschaft. 

Schwierige Routen

Und diese Klettergemeinschaft mit Freunden und speziell die Seilschaft der Huberbuam hat eins im Sinn.

Klettern! Klettern! Klettern!

Mit jedem Zug und jedem Trainingsmeter steigen die Schwierigkeitsgrade. Das wird Anfangs im Berchtesgadener Talkessel und später an bekannten Bergen wie den Drei Zinnen, oder der Marmolata in Südtirol fortgesetzt. Huber erzählt so detailreich, dass man glaubt selbst an einer winzigen Leiste zu hängen wohl wissend, dass unter den Füssen lang, lange nichts kommt. Kletteraffine Menschen werden hier genauso abgeholt wie Leser:innen die sich mit dem Spiel der Vertikalen nicht so auskennen. Da häufiger über Schwierigkeitsgrade gesprochen wird ist es hin und wieder ganz hilfreich sich die passende Tabelle am Ende des Buchs anzuschauen.

Große Berge

Mit den erworbenen Kletterfähigkeiten ging es dann hinaus in die Welt zu den großen Bergen der Alpen, dem Yosemite Nationalpark in Amerika, dem Karakorum oder Patagonien. Klangvolle Namen wie Ogre, Fitz Roy oder Shivling brandte sich in die Wunschliste der Bergsteiger ein. In den meisten Fällen war das Ziel, die Berge über neuen Routen oder sogar komplett erstzubesteigen. Das wir uns das Leben in der absoluten Einsamkeit eines Basecamps oder Lager so wildromantisch vorstellen wird mit den wahren Eindrücken von vor Ort widerlegt.

Diese Momente gibt es auch, wenn Huber von einem Bachlauf an blühender Wiese erzählt und im Hintergrund der Sehnsuchtsberg nach einem ruft. Oft wird das Leben jedoch von Warten, Diskussionen mit den Teammitgliedern oder Telefonaten mit Charly Gabl dem Wettergott in Innsbruck zur Geduldsprobe. Die Leser:innen werden hier in gewisser Weise direkt mit ins Zelt gesetzt. Zweifel und Gedankenspiele der Bergsteiger können nachempfunden werden, auch wenn man nur erahnen kann, wie die Lage tatsächlich vor Ort gewesen sein muss. Wenn es dann aber in die nächste Seillänge und an den Berg geht ist man Zeile für Zeile mittendrin im Geschehen.

Trailer zur Vortragsreihe – In den Bergen ist Freiheit

Vimeo

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© Huberbuam

Auf Speed

Wie Eingangs schon geschrieben, kennen viele Leser den Thomas Huber als einen der beiden Huberbuam vom Kinofilm “ AM LIMIT“. Die Verfilmung der Speedbegehung im Yosemite-Valley gehört bestimmt zu einem der großen Meilensteine im Kletterleben der Hubers. Im deutschsprachigen Raum kannte gefühlt Jeder die zwei Vertikalkünstler aus Berchtesgaden. So schön die Aufnahmen und Bilder für uns Zuschauer auch sind zeigen Sie jedoch nicht das Geschehen hinter der Kamera. Genau davon erzählt Thomas Huber nun sehr ausführlich. Welch logistischer Aufwand hinter der ganzen Produktion steckt, mit welchen Widrigkeiten es zu kämpfen galt und auch wie die eigene Wohlfühlphase so war. 

Die Huberbuam

Natürlich darf die Seilschaft schlechthin nicht fehlen. Die schönen Momente der Anfänge, der durch das Seil verbundenen Brüder findet ebenso Platz wie die großen Erfolge. Viel ergreifender ist jedoch der Abschnitt, in dem die Seilschaft in unterschiedliche Richtungen oder eher in unterschiedlichen Routen klettert. Hier teilt Thomas Huber seine Gefühlslage. Von den Problemen bis hin zu Lösungen und den erneuten grandiosen Bergabenteuern der Huberbuam wird alles thematisiert.

„Wir alle hier sind so kraftvoll gelenkt von dem, was wir tun, dass wir fast keine andere Wahl haben, als diesen Weg zu gehen. Und wenn ich mir die Welt so anschaue und sehe, dass viele ihre Träume nicht leben, so ergibt das, was wir tun, einen Sinn: die Welt zu einem besseren Ort zu machen, indem wir alle um uns ermutigen, das Leben mit Leidenschaft und Liebe zu leben.“

Dean Potter

Thomas Huber – Familie und Tradition

Bei all den großen Abenteuern wird Thomas Huber nicht müde zu erzählen wie wichtig ihm Familien und Freunde sind. Selbst wenn er scheinbar am anderen Ende der Welt unterwegs ist, bleibt die Familie ein fundamentaler Anker für ihn. Sei es durch kleine Mitgebsel, die er stets am Mann trägt oder später auch durch Telefonate, die durch ein Satellitentelefon möglich sind. Als zugezogener Berchtesgadener engagiert sich der sympathische Bayer unter anderem bei den Weihnachtsschützen und ist früher aktiv als Buttnmandl unterwegs gewesen. Im Buch stellt er eindrucksvoll da wie besonders die Gemeinschaft unter den Berchtesgadenern und in ihren Vereinen ist. Dieses Zuhause ist eben die Basis für ein glückliches Leben und neben seinem eigenen Willen eine essenzielle Hilfe sich von Verletzungen oder schweren Krankheiten zurück in die Spur zu kämpfen.

Thomas Huber bei Ulligunde plauscht

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PRO

  • Tiefe Einblicke ins Leben des Thomas Huber.
  • Selbstkritische Reflexion bei getroffenen Entscheidungen.
  • Bildgewaltige Geschichten über einen der besten Bergsteiger unserer Zeit.

CONTRA

Fazit

Thomas Huber schafft es mit „in den Bergen ist Freiheit – ein wildes Leben“ die ganz großen Emotionen auf die Leser:innen zu transportieren. Der Nervenkitzel bei schwierigen Kletterpassagen oder heiklen Momenten auf Expedition lassen den eigenen Puls schneller schlagen. Über erfolgreiche Gipfelmomente kann man sich mitfreuen, als ob man selbst dort oben stehen würde. Besonders hervorzuheben sind allerdings die persönlichen Gedanken bei bitteren Niederlagen oder schweren Verletzungen. Hier lässt Huber ganz tiefe Einblicke in sein Gefühlschaos zu. Natürlich können auch das jeweils nur Ausschnitte von den tatsächlichen Erlebnissen sein. Thomas Huber holt mit seinem wilden Leben Kenner der Szene gleichermaßen ab wie Leser:innen die dem vertikalen Bergsport fremd sind. Dabei zeigt er dass es sich lohnt mutig zu sein, denn jeder hat die Chance mit ein klein wenig Rock ’n‘ Roll zwischendurch seine eigene Freiheit zu leben.

Wer mehr von den einzelnen Expeditionen erfahren, möchte hat Glück, denn im Portfolio der Huberbuam gibt es noch einiges an Büchern, die einen spannenden Leseabend garantieren.

Thomas Huber – In den Bergen ist Freiheit

368 Seiten
79 farb. u. 2 sw. Abb.
22 x 13,8 cm
Piper Verlag
ISBN-10: ‎3890295215
ISBN-13: 978-3890295213
EUR 25,00

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Author

... liebt die Berge. Am liebsten verbringt er Zeit beim Wandern, Bergsteigen oder auf zwei Brettern im Schnee. Im heimischen Taunus auch gerne mit dem MTB und beim Trailrun unterwegs.

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