Zuletzt aktualisiert am 14. Juli 2023

Bist du aufgeregt wurde ich gefragt. Ein bisschen antworte ich. Als ich morgens dann aber im Zug nach Bad Reichenhall sitze um gleich beim Alpenstadt City und Trail auf den Hochstaufen zu laufen, war es dann doch mehr. Es geht los – Ich bin aufgeregt!

Nach einer erholsamen Nacht schäle ich mich aus dem Bett und springe direkt in mein Laufoutfit. Mit Nutellabrot, dem obligatorischen Kaffee fühle ich mich gut gestärkt und schnappe mir meinen gepackten Laufrucksack. Es geht zum Bahnhof.

AUF ZUM START DES CITY UND TRAIL

Abfahrt 08:30 Uhr in Richtung Bad Reichenhall. Der Zug setzt sich in Bewegung und zuckelt durch die malerische Berglandschaft des Berchtesdadener Lands. Vorbei ziehen saftig grüne Wiesen, Kühe und natürlich Berge. Nur habe ich da jetzt doch nicht so den Blick für. Bin ich zu früh, schaffe ich es noch rechtzeitig meinen Dropback abzugeben, wie soll ich mir das Rennen einteilen? Gedanken über Gedanken schießen mir durch den Kopf. Glücklicherweise muss ich jetzt aussteigen. Bereits im Tunnel unter der Hauptstraße kommen mir die ersten Trailrunner:innen beim warmlaufen entgegen. Irgendwie schiebe ich mich durch die Altstadt bis zum Startbereich und höre auf dem Weg bereits die ersten Soundchecks.

Ich bin mehr als pünktlich und habe nun noch ein bisschen Zeit. „Die“ Gesichter der Orgagruppe Philipp Reiter und Steve Auch springen hier bereits schon rum, schießen ein paar Bilder oder halten hier und da ein bisschen Smalltalk mit den Läufer:innen.

Da ich nicht weiß was ich groß machen soll packe ich meine Trailrunning Ausrüstung erneut um und werde direkt von Philipp abgelichtet. Jetzt könnte es eigentlich losgehen.

Startschuss zur Golden Trail National Series

10:00 Uhr Start! Insgesamt 227 Starter schießen über den Bad Reichenhaller Rathausplatz und ich umgeben von namhaften Leuten wie Innerhofer, Dürr, Wagner und Co. Die bei der Golden Trail National Serie ganz vorne mitmischen. Wir preschen raus aus der Stadt rüber zur Saalach. Nun folgen zwei Kilometer die, dachte ich flach dahinrollen sollten aber dann doch richtig flott sind. Hier schießt mir kurz durch den Kopf das der Rückweg auf diesem flachen Stück zurück ins Ziel brutal werden wird. Also Tempo rausnehmen und in der Masse mitschwimmen.

UPHILL

Aber jetzt muss ich mich für den brutalen Uphill zum Hochstaufen vorbereiten. Erst verläuft der Trail wellig in den Wald hinein, aber dann wird’s steil. Mit dem Puls jenseits vom Normalzustand schraube ich mich in einer kleinen Gruppe immer höher. Der weiche von Wurzeln durchzogene Waldboden fordert einiges von den Waden.

Die Konzentration ist hoch, im Komfortbereich bewegt sich hier hinten im Feld keiner mehr. Zwischendurch gelangen immer wieder Anfeuerungsrufe an mein Ohr. Selbst der Herausgeber des Trail-Magazins Denis Wischniewski (sorry für die klatschnasse HighFive) steht heute an der Strecke und supportet was das Zeug hält. Echt cool.

Stoanana Jaga

Meine Gruppe dezimiert sich langsam aber sicher und ich bin mehr oder weniger alleine auf der Suche nach dem gut gekennzeichneten Weg hinauf zum Reichenhaller Haus. Mit jedem Höhenmeter wird es steiniger und ruppiger, zudem sammelt sich ein dezenter Blutgeschmack in meinem Mund. Ich komme am Leiterl an, steige rauf und biege hinter der Brücke in ein Latschenfeld ein. Ein großer Schluck aus der Flask lässt mich kurz verschnaufen.

Ab hier bin ich in meinem Element. Über schroffe Steilstufen kann ich etwas Zeit gut machen und laufe auf die nächsten Trailrunner:innen auf. In der Südflanke des Hochstaufen ist nun höchste Konzentration gefragt. Immer wieder ist nun leichtes kraxeln angesagt. Nicht jeder kommt damit gut zurecht. Neben den eigenen Fähigkeiten muss man auch der Ausrüstung vertrauen schenken sonst wirds zäh. Mir taugts, so arbeite ich mich weiter durch das Meer aus Stein. Dann ertönt aus dem Tal ein lautes glockenläuten bis hier hinauf, ich schaue auf die GARMIN an meinem Handgelenk. Gut eine Stunde fünfzig Minuten zeigt Sie an. Das wird doch nicht das Läuten für den Sieger gewesen sein?

AM REICHENHALLER HAUS

Dann ist es geschafft ich bin am Reichenhaller Haus (umgangssprachlich auch Staufenhaus), dem Wendepunkt der Strecke. Hier wird nochmal richtig Stimmung gemacht. Jetzt gehts nur noch runter. Ich scherze noch mit einem Bergwachtler, der mir ein Schluck von seinem Weißbier anbietet und Stürze mich hinunter.

DOWNHILL

Während ich die ersten Schritte über die Felsstufen nehme, packe ich die Stöcke ein und trinke noch einen…. nein es sind deutlich mehr Schlucke von meinem restlichen Tailwind. Jetzt kanns richtig losgehen. Darauf habe ich mich doch am meisten gefreut. Über den „Bartlmahd“ geht’s auf schmale technische Trails im Downhill, dass macht richtig Laune. Ich sammele einige Trailrunner:innen, von denen ich im Aufstieg meist nur die Waden gesehen habe wieder ein.

Die Überholmanöver klappen reibungslos, hin und wieder gibt es sogar motivierende Worte wie klasse, das sieht super aus, gib Gas. Ich fühle mich großartig. Eine Kehre nach der anderen schraube ich mich sukzessive weiter nach unten. Dann ist es geschafft. Ich habe den Hochstaufen hinter mir, jetzt geht es „nur“ noch zurück ins Ziel.

DIE LETZTEN DREI KILOMETER

Ich bin platt. Einfach platt. Das war mir von Anfang an klar, diese drei Kilometer werden brutal. Die Saalach wieder hoch gibt es immer noch vereinzelte Anfeuerungsrufe. Richtig cool aber der Motor stottert vor sich hin und läuft nur noch auf gefühlt zwei Zylindern. Irgendwann erreiche ich endlich die Unterführung hinüber zur Stadt. An der Straße entlang, Treppe runter, ab aufs Kopfsteinpflaster.

IM ZIEL

Die Menschen am Straßenrand gratulieren bereits, ich sehe den blauen Zielbogen und laufe mit ausgebreiteten Armen auf Steve zu. Was ein Lauf, was eine coole Strecke was eine großartige Orga. Mit der Medaillie um den Hals und einem Wasser in der Hand werde ich von meiner Familie empfangen. Herrlich diesen Moment mit einigen meiner Liebsten zu teilen.

Ich verabschiede mich von Steve und für heute auch von Bad Reichenhall und weiß jetzt schon, dass ich im Mai 2024 wieder beim Salomon Alpenstadt City und Trail an der Startlinie stehen werde.

Ach kleinen Moment noch, ich hätte es ja fast vergessen aber ich muss ja noch das Läuten oben am Staufen aufklären. Es galt tatsächlich dem Sieger. Hans Peter Innerhofer war es, der in 01:50:31 einen neuen Streckenrekord aufstellte. Total verrückt.

Strecke vom Salomon Alpenstadt City und Trail

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von connect.garmin.com zu laden.

Inhalt laden

Distanz: 19,2 km mit 1350 Höhenmeter
Start / Ziel: Rathausplatz Bad Reichenhall

LINKS

Wenn Du in Zukunft den neusten Bericht nicht mehr verpassen möchtest, dann folge mir doch auf Twitter, Facebook und Instagramdort poste ich auch regelmäßig News, Bilder und Videos von meinen Wanderungen, Testberichten, Reisen und sonstigen Erlebnissen im Outdoorbereich.

Author

... liebt die Berge. Am liebsten verbringt er Zeit beim Wandern, Bergsteigen oder auf zwei Brettern im Schnee. Im heimischen Taunus auch gerne mit dem MTB und beim Trailrun unterwegs.

Write A Comment