Zuletzt aktualisiert am 19. Mai 2018
[Anzeige: Das Rezensionsexemplar wurde mir kostenlos zur Verfügung gestellt.]
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reigeist, Jurist, Ausnahme-Bergsteiger, Produktentwickler, Visionär, dreckiger Humor das fällt mir beim Namen Alex MacIntyre spontan ein. Jetzt hat sein langjähriger Seilpartner und Freund John Porter ein Buch über Ihn geschrieben. In Besser Tiger als Schaf erfahrt Ihr wie Alex MacIntyre die Kletterwelt geprägt hat.
HERSTELLERANGABEN
„Rockin‘ the Himalayas“: der schottische Berg-Punks Alex MacIntyre und seine Zeit Im Herbst 1982 löste sich hoch oben in der riesenhaften Südwand der Annapurna ein einzelner, faustgroßer Stein und traf den 28 Jahre jungen Schotten Alex MacIntyre. Die Bergsteigerwelt wurde um eines ihrer größten Talente beraubt. MacIntyre war ein „Enfant terrible“ der Kletterszene und zugleich ihr Visionär: eine Art Punk, der – nonkonformistisch, selbstbewusst und frech – sich nicht um althergebrachte Regeln scherte und mit seinen Erstbegehungen in den Alpen, den Anden sowie an den Himalaya-Giganten bis dahin Unvorstellbares in die Tat umsetzte. Sein Tun war stilbildend und legendär. Sein tragischer Tod in jungen Jahren trug sicher zum Mythos McIntyre bei.
Besser Tiger als Schaf ist die vom Alpinhistoriker und Himalaya-Spezialisten Jochen Hemmleb übersetzte deutsche Lizenzausgabe des mehrfach ausgezeichneten englischen Titels One Day as a Tiger. Alex MacIntyre and the Birth of Light and Fast Alpinism (Vertebrate Publishing 2015), in dem John Porter seinen Seilpartner und Freund MacIntyre in seiner Zeit lebendig werden lässt: ein aus der Masse herausragendes, authentisches Bergbuch, das mit allen emotionalen Facetten – von urkomischen, mit typisch britischem Humor erzählten Szenen bis hin zu Ereignissen von erschütternder Tragik – packt und berührt.
HEUTE MACHE ICH ES MAL KURZ
Himalaya! Viele Bergsteiger mit viel Ausrüstung, viele Träger. Junger Kletterer kommt auch in den Himalaya. Wenig Bergsteiger, wenig Material und keine Träger. Junger Kletterer ist etwas seltsam, hat viel Spaß, viele Erfolge, stirbt leider schon mit 28 Jahren Buch fertig.
Nun sooooo einfach geht’s natürlich nicht.
JETZT KOMMT DIE LANGE VERSION
In Besser Tiger als Schaf geht es vor allem um die beeindruckende Geschichte, den Werdegang, die außergewöhnliche Persönlichkeit (die Er zweifelsohne ist) und natürlich des hervorragenden Kletterers Alex MacIntyre. Als 19 jähriger kommt er an die Universität im englischen Leeds! Dort erhält er relativ schnell den nicht gerade schönen Spitznamen „Dirty Alex“.Nach kurzer Zeit an der Uni lernt er vor Ort einige Leute aus dem universitätseigenen Kletterclub kennen. So kam Alex an den Felsen der Nachbarschaft zu seinen ersten Klettererfahrungen. Im Buch werden einige schöne Geschichten rund ums Klettern und das Leben an der Uni erzählt, was da so alles Spaßiges passieren kann verrate ich euch jetzt natürlich nicht. Recht fix konnte sich Alex MacIntyre durch seine unermüdliche Herangehensweise an den Klettersport einen Namen machen indem er von Saison zu Saison seine Leistungen im Fels- und vor allem aber auch im Eisklettern nach oben schraubt.
Bei verschiedenen Roadtrips in die Alpenregion besonders um das Mont-Blanc-Massiv konnte er einige klassische Kletterrouten wiederholen und mit spektakulären Erstbegehungen wie der Colton-MacIntyre Route auf den Pointe Walker im Montblanc-Gebirge sein ganzes Können zeigen. Durch einen Austausch mit einer polnischen Kletterdelegation, an der auch der spätere Ausnahme-Alpinist Voytek Kurtyka teilnahm, schnuppert MacIntyre zum ersten Mal die Luft der hohen Berge im Himalaya und Karakorum.
Im Buch wird auf eine faszinierende Art und Weise beschrieben wie akribisch der Freigeist den Alpinstil auch oder gerade an den höchsten Bergen der Welt vorantreibt und so eine komplett neue Seite im Himalaya Bergsteigen aufschlägt. Ganz im Gegensatz zu vielen Kletterkollegen die zu dieser Zeit noch mit vielen Trägern und großem Aufwand den Belagerungsstil praktizieren.
„In den zugänglichen hohen Gebirgen der Welt steckt das Bergsteigen momentan in einer Art Midlife-Crisis“
Himalayaclimbing at his best
Soviel zum Drumherum. Was hat der 384 Seiten lange Schmöker sonst zu bieten. Zu aller erst Himalayaclimbing at his best. Sir Chris Bonighton ist unter anderem Teil der ersten Kapitel, hier werden die Anfänge des Himalaya Bergsteigens beleuchtet und wie sich die unterschiedlichen Stile im Verlauf der Jahre verändert hat. Tatsächlich geht’s hier anfangs etwas trocken zur Sache im weiteren Verlauf gibt sich das aber. Denn dann steigt der Autor John Porter in die Story rund um Alex MacIntyre ein. Leider verstehe ich relativ oft durch die Schreibweise erst im späteren Verlauf, dass der Autor bei manchen Kletteraktionen gar nicht mit von der Partie war, dass verwirrt doch teilweise etwas.
Den roten Faden sucht man in diesen Passagen vergebens. So zum Beispiel bei der Besteigung des Dhaulaghiri. Da wurde mir erst im darauffolgenden Kapitel klar das die Story von einer anderen Person erzählt wurde. An für sich nicht wild aber es verwirrt und stört den Lesefluss ähnlich wie die fast schon übertrieben vielen Fußnoten. Diese können durchaus auch mal ein Drittel der Buchseite einnehmen.
Mega spannend finde ich hingegen die Klimmzüge (wie passend zu einem Kletterbuch), die die Expeditionen in den 70er 80er Jahren hinlegen mussten um von der britischen Insel quer durch Europa, hinter den eisernen Vorhang, bis zu den hohen Bergen dieser Welt in den Himalaya oder Hindukusch zu gelangen. Dort entstehen auch mit die lustigsten Passagen in diesem Buch.
PRO
- detailreich
- viele Bilder
- toller Einblick in die Problematiken des Bergsteigens hinter dem „eisernen Vorhang“
- klasse zu beobachten was man durch exzessives Training und Lebenseinstellung erreichen kann
CONTRA
- etwas zu lang geraten mit 384 Seiten
- zu viele Fußnoten
FAZIT
Zum Schluss bleibt noch zu sagen das man hier ein klasse Buch in der Hand hält, ich fand es etwas schade das Besser Tiger als Schaf im Vorfeld so extrem gehipt wurde und meine Erwartungen deshalb schon hoch waren. So konnte das Buch dem nicht recht standhalten. Der Witz fehlte mir (und ja ich verstehe den englischen Humor) etwas und Hundert Seiten weniger wären vermutlich auch nicht schlecht gewesen.
Wer sich jetzt aber mit dem Himalaya Bergsteigen etwas mehr auseinandersetzen möchte, drum herum eine coole Story mit erstklassigen Bildern und jede Menge Hintergrundinformationen sucht, bekommt hier ein beeindruckendes Buch. Besser Tiger als Schaf eine Geschichte, geschrieben über einen faszinierenden Menschen Alex MacIntyre und seine persönliche Art das Bergsteigen zu leben, die alleine beim Lesen schon nasse Hände verursacht.
Inhalt: 384 Seiten, 67 farb. und 10 sw. Abb.
Format: 15 x 22,5 cm, gebunden mit Schutzumschlag
Herausgeber: 2016 Tyrolia-Verlag
ISBN: 978-3-7022-3546-8, € 27,95
NÜTZLICHE LINKS
Offizielle Seite vom Tyrolia Verlag
Anmerkung: Vielen Dank an den Tyrolia Verlag sowie text-alpin, die mir das Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt haben, was das Fazit natürlich nicht beeinflusst hat.
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